Agri Photovoltaik und aktuelle Rechtsunsicherheit in 2025

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Agri-Photovoltaik (Agri-PV) kombiniert erneuerbare Energieerzeugung mit landwirtschaftlicher Nutzung und ermöglicht eine effiziente Doppelnutzung von Flächen.

  • Trotz vieler Vorteile bestehen 2025 in Deutschland erhebliche rechtliche Unsicherheiten.

  • Förderung und Beihilferecht: Die Genehmigung des Solarpakets I und klare Regelungen zur Förderung fehlen noch.

  • Baurecht: Unklare Vorgaben zur baurechtlichen Privilegierung und komplexe Verweisstrukturen zwischen Bau-, Energie- und Landwirtschaftsrecht.

  • Baurecht: Unklare Vorgaben zur baurechtlichen Privilegierung und komplexe Verweisstrukturen zwischen Bau-, Energie- und Landwirtschaftsrecht.

  • Technische Herausforderungen: Strenge Anforderungen an Überkopfverglasung und landwirtschaftliche Nutzungskonzepte erschweren die Planung.

  • Zukunft: Einheitliche gesetzliche Vorgaben, stärkere Kooperation der Stakeholder und zielgerichtete Förderprogramme sind notwendig, um Agri-PV-Projekte voranzutreiben.

Agri PV

Was ist Agri-Photovoltaik?

Agri-Photovoltaik (Agri-PV) ist eine innovative Technologie, die landwirtschaftliche Flächen gleichzeitig zur Energiegewinnung und landwirtschaftlichen Produktion nutzt. Sie bietet eine Lösung, um den steigenden Bedarf an erneuerbarer Energie zu decken, ohne wertvolle landwirtschaftliche Nutzflächen vollständig für die Solarstromproduktion zu beanspruchen. Die Kombination aus Landwirtschaft und Solarenergie macht Agri-PV zu einer Schlüsseltechnologie, die ökologische und ökonomische Vorteile vereint.

Die grundlegende Idee von Agri-PV besteht darin, Solarmodule so zu installieren, dass darunter weiterhin Pflanzen wachsen oder Tiere gehalten werden können. Diese Technologie wird immer relevanter, da sie eine nachhaltige Nutzung von Ressourcen ermöglicht und gleichzeitig zur Energiewende beiträgt.

Vorteile der Agri-PV

Agri-PV bietet zahlreiche Vorteile für Landwirtschaft, Umwelt und Wirtschaft. Die Kombination von Energie- und Lebensmittelproduktion ermöglicht eine effiziente Flächennutzung, die Flächenkonkurrenzen reduziert. Der Schatten, den die Solarmodule spenden, schützt den Boden vor Erosion und verbessert das Mikroklima, was besonders in Regionen mit hohen Temperaturen und Wasserknappheit von Vorteil ist. Zusätzlich fördert Agri-PV die Biodiversität, indem unter den Modulen Lebensräume für Bestäuber wie Bienen geschaffen werden können.

Auch wirtschaftlich hat Agri-PV Potenzial. Landwirte profitieren durch zusätzliche Einnahmequellen, etwa durch Pachtzahlungen von Solarentwicklern oder die direkte Nutzung des erzeugten Stroms. Dieser kann entweder ins Netz eingespeist oder für den Eigenbedarf genutzt werden, was insbesondere bei energieintensiven Tätigkeiten wie Bewässerung oder dem Betrieb von Maschinen erhebliche Kosteneinsparungen ermöglicht.

Funktionsweise der Agri-PV

Die Technik hinter Agri-PV ist darauf ausgelegt, die Doppelnutzung der Fläche optimal zu unterstützen. Die Solarmodule werden meist in einer Höhe von mehreren Metern installiert, um genügend Platz für landwirtschaftliche Maschinen oder Tiere zu schaffen. Die Module können entweder starr montiert oder mit einem Tracking-System ausgestattet sein, das sich dem Sonnenstand anpasst, um die Energieausbeute zu maximieren.

Besonderer Wert wird auf die Lichtdurchlässigkeit der Module gelegt. Sie sind so angeordnet, dass sie ausreichend Sonnenlicht durchlassen, um das Pflanzenwachstum nicht zu beeinträchtigen. Gleichzeitig sorgt der Schatten für kühlere Temperaturen und eine geringere Verdunstung, was sich positiv auf den Wasserhaushalt des Bodens auswirkt. Diese Kombination macht Agri-PV besonders flexibel und für eine Vielzahl landwirtschaftlicher Anwendungen geeignet.

Zulässige Kombinationen mit Tierhaltung und Bewirtschaftung

Die rechtlichen Vorgaben und Anforderungen für Agri-PV-Anlagen legen fest, welche Nutzungsformen unter den Solarmodulen erlaubt sind und welche nicht ausreichen, um als landwirtschaftliche Doppelnutzung zu gelten. Hierbei spielt die Definition einer „landwirtschaftlichen Nutzung“ eine zentrale Rolle.

Zulässige Kombinationen

  • Beweidung durch Weidetiere: Die Haltung von Weidetieren wie Rindern, Schafen oder Ziegen unter den Solarmodulen gilt als zulässige Nutzung, da sie aktiv zur landwirtschaftlichen Produktion beiträgt. Diese Kombination hat den Vorteil, dass die Tiere die Flächen pflegen, indem sie Gras und Unkraut kurz halten, was zusätzliche Pflegekosten reduziert.
  • Grünfutter- und Energiepflanzenanbau: Der Anbau von Grünfutterpflanzen ist ebenfalls erlaubt, solange er nachweislich der landwirtschaftlichen Produktion dient. Auch Energiepflanzen wie Mais oder Silphie können in Kombination mit Agri-PV genutzt werden, wenn sie ordnungsgemäß bewirtschaftet werden.
  • Blühstreifen und Biodiversitätsförderung: Das Anlegen von Blühstreifen oder die Förderung von Biodiversität durch spezielle Pflanzungen wird in vielen Fällen akzeptiert, insbesondere wenn dies in Kombination mit einer weiteren aktiven Nutzung der Fläche geschieht.

Unzureichende Kombinationen

  • Hühner- und Schweinehaltung: Die Haltung von Hühnern oder Schweinen unter den Modulen wird rechtlich häufig nicht als landwirtschaftliche Nutzung anerkannt, da diese Tiere nicht als „Weidetiere“ gelten. Dadurch erfüllen solche Projekte oft nicht die Anforderungen für die Doppelnutzung.
  • Brachflächen oder Stilllegungen: Das bloße Stilllegen von Flächen oder die Nutzung als ökologische Ausgleichsflächen reicht ebenfalls nicht aus, um als Agri-PV-Nutzung anerkannt zu werden. Es muss eine aktive landwirtschaftliche Bewirtschaftung stattfinden.

Die Einhaltung dieser Vorgaben ist entscheidend, da sie über die Förderfähigkeit und baurechtliche Zulässigkeit von Agri-PV-Anlagen entscheidet. Daher sollten Projektentwickler frühzeitig die Machbarkeit und rechtliche Konformität ihrer Vorhaben prüfen.

Rechtliche Herausforderungen in 2025

Trotz der Vorteile wird das Potenzial von Agri-PV durch rechtliche Unsicherheiten stark eingeschränkt. Der rechtliche Rahmen in Deutschland ist noch nicht ausreichend entwickelt, was zu Verunsicherung bei Landwirten, Investoren und Projektentwicklern führt.

Förderung und Beihilferecht

Die beihilferechtliche Genehmigung für das Solarpaket I, das zentrale Fördermechanismen für Agri-PV enthält, steht weiterhin aus. Ohne diese Genehmigung können keine finanziellen Anreize gesetzt werden, wodurch viele Projekte ins Stocken geraten.

  1. Unklare Berechnungsmethoden:

    Der Höchstwert im Segment für Besondere Solaranlagen ist weiterhin unklar, ebenso wie die Ausgestaltung von Boni für kleinere Anlagen unter 1 MW.

  2. Abhängigkeit von EU-Kommission:

    Die endgültige Entscheidung liegt bei der EU, was die nationale Gesetzgebung weiter verzögert.

Baurechtliche Privilegierungen

Agri-PV-Anlagen gelten als „bauliche Anlagen“, was sie theoretisch für eine Privilegierung im Außenbereich qualifiziert. Allerdings sind die Anforderungen dafür komplex und uneinheitlich geregelt.

  1. Verweisstrukturen:

    Baurechtliche Regelungen verweisen häufig auf energie- und landwirtschaftsrechtliche Vorgaben. Dies führt zu widersprüchlichen Interpretationen und Unsicherheiten.

  2. Begriffsdefinitionen:

    Begriffe wie „landwirtschaftliche Nutzung“ oder „besonderes Solaranlagensegment“ sind nicht eindeutig definiert, was Genehmigungsprozesse erschwert.

Technische und praktische Herausforderungen

Neben den rechtlichen Unsicherheiten stehen Projektentwickler und Landwirte vor technischen und organisatorischen Hürden, die die Umsetzung von Agri-PV-Projekten erschweren. Die Agri-PV Technologie kann dabei helfen, technische Herausforderungen zu überwinden und die Effizienz der Systeme zu verbessern.

Technische Anforderungen

  1. Überkopfverglasung:

    PV-Module, die über landwirtschaftlichen Flächen installiert werden, müssen strengen Sicherheitsanforderungen genügen. In Deutschland ist dafür eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung erforderlich, die mit hohen Kosten verbunden ist.

  2. Abstandsregeln:

    Unterschiedliche Abstandsregelungen der Bauämter (4–8 Meter) erschweren die Planung und erhöhen die Komplexität.

  3. DIN-Spezifikationen:

    Die DIN Spec 91434 wird als Standard herangezogen, doch die Normen sind teils veraltet und unklar formuliert. Änderungen sind langwierig und können Jahre dauern.

Landwirtschaftliche Nutzungskonzepte

Um Förderungen zu erhalten, muss die landwirtschaftliche Nutzung unter den PV-Modulen gewährleistet bleiben. Dies bringt folgende Herausforderungen mit sich:

  1. Erstellung der Nutzungskonzepte:

    Landwirte dürfen diese nicht selbst erstellen, und auch Gutachter stehen oft in einem Interessenkonflikt.

  2. Unklare Vorgaben:

    Welche Kulturen oder Nutzungsformen zulässig sind, ist nicht eindeutig geregelt (z. B. Grünfutter, Blühstreifen, Tierhaltung).

Lösungen und Chancen für die Zukunft

Obwohl Agri-PV vielversprechend ist, gibt es Hindernisse, die eine breitere Umsetzung erschweren. Rechtliche Unsicherheiten, wie die unklare baurechtliche Privilegierung und widersprüchliche Vorgaben zur landwirtschaftlichen Nutzung, führen häufig zu Verzögerungen bei der Genehmigung. Technische Anforderungen, wie die Einhaltung von DIN-Spezifikationen oder Anforderungen an Überkopfverglasungen, erhöhen die Komplexität der Planung. Agri-PV kann zudem einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten, indem es die Treibhausgasemissionen durch den Einsatz erneuerbarer Energien reduziert.

Die Zukunft von Agri-PV hängt von klaren gesetzlichen Regelungen und stärkeren Förderprogrammen ab. Gleichzeitig können technologische Fortschritte, wie optimierte Moduldesigns und effizientere Nachführungssysteme, die Wirtschaftlichkeit weiter steigern. Mit einer stärkeren Kooperation zwischen Landwirten, Projektentwicklern und politischen Entscheidungsträgern hat Agri-PV das Potenzial, eine zentrale Rolle in der Energiewende und nachhaltigen Landwirtschaft einzunehmen.

Klare gesetzliche Regelungen

  1. Einheitliche Standards:

    Einheitliche, konsistente Regelungen zur baurechtlichen Privilegierung und zur Förderung müssen geschaffen werden.

  2. Trennung der Rechtsbereiche:

    Bau-, Landwirtschafts- und Energierecht sollten besser abgestimmt sein, um Wechselwirkungen zu vermeiden.

  3. Stärkere Zusammenarbeit der Stakeholder:

    Kooperation mit Landwirten: Die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Bauernverband und anderen Interessengruppen ist entscheidend, um praxisnahe Lösungen zu entwickeln.

    Einbindung von Forschungseinrichtungen: Universitäten und Fachhochschulen können durch Studien zur Effizienzsteigerung und Praxisanwendungen beitragen.

Wirtschaftliche Anreize

  1. Zielgerichtete Förderungen:

    Zuschüsse und Steuervergünstigungen können die wirtschaftliche Attraktivität von Agri-PV erhöhen.

  2. Neue Ausschreibungssegmente:

    Die Einführung eines eigenen Segments für Besondere Solaranlagen kann die Investitionen in Agri-PV ankurbeln.

FAQ zu Agri-Photovoltaik

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